Warum sollte ich Rooten? Vor- und Nachteile

übernommen von Giga.de hier: http://www.giga.de/apps/android-os/news/special-warum-sollte-ich-rooten-vor-und-nachteile/

 

Früher oder später kommen viele Android-Benutzer in Berührung mit dem Rooten. Egal, ob man das eigene Gerät rooten oder sich nur darüber informieren möchte: Rooten ist ein Bestandteil der Android-Nutzung und wir möchten Euch heute einige Vor- und Nachteile des Rootens vorstellen.

Android basiert auf Linux und in diesem System nennt sich der Administrator einfach “Root“. Die Hersteller bieten euch Zugriff auf alle möglichen Bereiche des Android Systems, nur nicht auf die tiefgreifenden Systemdateien. Wer aber diese optimieren will, fest installierte Apps löschen, oder das System tiefgreifend bearbeiten möchte, benötigt dafür Root-Rechte.


Diverse Systeme von unterschiedlichen Anbietern und Firmen stellen hier eine gewisse Hürde da. Es gibt keinen allgemeinen Weg Root Rechte zu erlangen. Bei einigen Smartphones wurden Apps erstellt, wie Z4Root und EasyRoot um bequem aus dem Smartphone heraus Root-Rechte zu erlangen. Das ist leider nicht immer so einfach möglich. In vielen Fällen kann man diesen “Root“ Rückgängig machen, aber auch nicht immer.

 

Was bringt es wirklich?

Vorteile

 

Auf einem gerooteten Smartphone sind für den Nutzer viele Handlungen möglich, die ihm gewöhnlich versperrt bleiben

  • Nach dem Rooten besteht die Möglichkeit, Systemdateien zu manipulieren (z.B. den Kamerasound zu deaktiveren oder die Bootanimation zu ändern).
  • Das System kann stärker an die eigenen Bedürfnisse angepasst und getweakt werden (z.B. Modifikation der build.prop, Kernel-Tweaking, Ad-Blocking).
  • Es können mit einer App wie Titanium Backup Backups der installierten Apps, inklusive Benutzerdaten, angelegt werden (Titanium Backup PRO ist auf dem zweiten Platz der meistverkauften Play Store Apps).
  • Indirekt und abhängig vom genutzten Gerät ist das Rooten nötig, wenn ein eigenes Recovery-System (CWM, TWRP), ein Custom-Kernel oder eine Custom-Rom installiert werden soll.
  • Root ermöglicht, vom Hersteller vorinstallierte Apps vom Gerät zu entfernen (z.B. Werbeapps oder Demoversionen) und den Autostart von Apps zu unterbinden.
  • Abhängig vom Gerät können mit Root-Apps erweiterte Gerätefunktionalitätengenutzt werden (Bsp. Mounten von USB-Sticks mit Micro-USB-Port oder Untersuchung von WLAN-Netzwerken auf Schwachstellen).
  • Root-Zugriff erhalten nur Apps, die sich die Erlaubnis des Nutzers dafür geholt haben. Dazu wird eine Root-Verwaltung (Superuser, SuperSU) beim Rooten installiert.

 

Nachteile

 

Achtung! Durch das Rooten eines Gerätes erlischt in der Regel der Garantieanspruch. Durch unsachgemäße Handhabung kann das Gerät zu Schaden kommen. Wer sich unsicher ist, sollte lieber einen erfahrenen Nutzer zu Rate ziehen. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir in keiner Weise für Schäden am Gerät verantwortlich sind. Ihr handelt also auf eigene Gefahr.

  • Man muss zugeben, rooten ist nichts für Android-Anfänger. Bei dem Prozess werden oftmals Sicherheitslücken im Android-System ausgenutzt, um dieses so zu manipulieren, dass der einfache Nutzer Root-Berechtigungen bekommt. Wer nicht weiß, was er tut oder wie er sein Gerät wiederherstellen kann, sollte die Finger davon lassen oder sich erst intensiv einlesen.
  • Root bedeutet Garantieverlust. Klare Antwort darauf: Jein. Nur, wenn einwandfrei nachgewiesen wird, dass der Schaden am Gerät eine Folge des Roots ist (Bsp.: zu hohes Übertakten des Kernels, etc.), erlischt die gesetzliche Gewährleistung.

 

Es kommt an dieser Stelle oftmals zur Verwechslung von Garantie und Gewährleistung. Gesetzliche Gewährleistung bezeichnet die 24-monatige Nachbesserungspflicht des Händlers (!) im Falle einer mangelhaft verkauften Ware. Schäden durch Rooten fallen nicht darunter, weshalb die Gewährleistung nicht greift. Schließlich war das Gerät beim Verkauf nicht gerootet. Die Gewährleistung besteht unabhängig von der Garantie. Bei der Garantie handelt es sich um eine freiwillige (!) Händler-/Herstellerleistung, welche dem Kunden eine Funktionsfähigkeit bestimmter Teile über einen gewissen Zeitraum garantiert. Mehr Infos zum Thema gibts hier.


  •  Wer einer installierten App Super-User-Rechte gewährt, der hat keine Kontrolle mehr über diese. Zwar protokolliert SuperSU (Superuser) wann eine App jeweils von den Rechten gebraucht gemacht hat, aber was genau die App macht ist unklar. Sie könnte ohne Nachfrage private Daten übertragen oder den Netzwerkverkehr mitschneiden.
  • Root-Apps benötigen die Root-Rechte meist, um das Android-System in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Das kann schnell schief gehen und das System ist zerstört und bootet nicht mehr. Da ist guter Rat teuer, denn die Daten wie SMS sind dann meist verloren und das System muss neu aufgesetzt werden
  • Kein direkter Nachteil des Rootens, aber es gibt zahlreiche Apps (nicht im Play Store), die den Root-Zugriff ausnutzen, um Geräte zu manipulieren oder Daten innerhalb eines WLAN-Netzwerkes zu stehlen. Man sollte wissen, dass dies mit einem gerooteten Android-Gerät möglich ist, und deshalb vor allem in öffentlichen WLAN-Netzen vorsichtig damit sein, welche Daten übertragen werden. Genauer möchte ich hier nicht auf diese “Grauzonen”-Apps eingehen, da sie mehr Gefahr als Nutzen bringen.

 

Meine persönliche Meinung

 

Ich habe mein erstes Android-Gerät circa drei Monate nach dem Kauf das erste mal gerootet. Das ist mittlerweile zwei Jahre, mehrere Android-Geräte und eine unglaublich hohe Anzahl des Wiederherstellen des Auslieferungszustandes her. Mein Fazit: Es lohnt sich, wenn man bereit ist, die auf dem Gerät gespeicherten Daten auch einmal zu verlieren und Zeit zu investieren, um etwaige Probleme zu lösen. Denn beim Rooten alleine bleibt es selten. Je mehr mit und an dem System gearbeitet und verändert wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief geht. Root-Apps sind, wie man am Beispiel des beliebten Titanium Backups (mehr als 5 Millionen Downloads) sieht, längst massentauglich geworden, was ihnen aber nichts an Gefährlichkeit nimmt.

Schaden haben meine fünf Android-Geräte bisher keine davongetragen, lediglich mein Motorola RAZR lag nach fehlgeschlagener Softwaremanipulation zwei Wochen tot in der Ecke, da der Akku während des Arbeitens leer gegangen war und er sich nicht mehr aufladen ließ. Ein Spezialkabel aus China löste das Problem aber.

 

 

Oft hört man User von Soft- und Hardbricks sprechen. Das sind Zustände, in denen das Gerät, wie oben beschrieben, nicht mehr richtig funktioniert. Meist treten Soft-Bricks auf, da die Systemsoftware nicht korrekt arbeitet. Diese Probleme lassen sich durch Installieren der Werkssoftware, verbunden mit Datenverlust, meist lösen. Hardbricks treten bei den aktuellen Geräten, die sehr viele Sicherheitsmechanismen eingebaut haben, seltener auf. Doch sollte beispielsweise der Bootloader beschädigt oder gar ein Hardwareschaden aufgetreten sein (evtl. durch zu hohe Prozessortaktung oder durch Manipulation des Kamera-LEDs), dann muss man bei der Reparatur auf Kulanz hoffen.

Alles in allem ist Rooten grundsätzlich nicht direkt gefährlich, wenn man weiß, was man tut. Es gibt für fast jedes Gerät Anleitungen zum Rooten auf den einschlägigen Foren wie XDA und Android-Hilfe. Dort muss man sich informieren, was zum Rooten nötig ist, worauf geachtet werden muss und auch, wie man den Prozess wieder rückgängig machen kann. Die Devise heißt bei allem immer: lesen, lesen, lesen. Dann kann (fast) nichts schief gehen.

 

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